Die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren ein ziemlich rasiertes Jahrzehnt, zumindest in Bezug auf die schwule Pornobranche. Die
Darsteller waren glatt, glänzend und gestählt und beinahe makellos. Kaum, dass
sich auch nur eine winzige Tätowierung auf ihren perfekten Köpern befunden
hätte. Letzteres zumindest hat mich nie gestört, das Gezupfte und Plastikhafte dagegen
mochte ich weniger. Was mir auch nicht gefallen hat, war das Alter der Akteure.
Sie waren überwiegend jung und schienen gerade erst der Schulbank entlaufen.
Die später so populären haarigen Bären und Muskeldaddys musste man damals noch regelrecht
suchen.
Einer der Stars dieser Zeit war Mike Branson, der oben beschriebenen
Typus ideal verkörperte. Mit seinem beinahe klassisch zu nennenden amerikanischen
Collegeboy-Gesicht und einem Schwanz, den man ebenfalls nicht anders als schön
bezeichnen kann, wirkte er wie für den schwulen Erotikmarkt geschaffen. Der
Kapitän der schuleigenen Footballmannschaft, der der Schwarm aller Mädels war,
aber in Wirklichkeit lieber seine Mitspieler bumste - das war seine Rolle.
Wie
fast alle in dieser Industrie, so verschwand auch er irgendwann in der Versenkung. Ob aus eigenem
Entschluss oder weil sein Typ nicht mehr gefragt war, wer weiß das schon. Eins
jedoch ist gewiss: er wird immer eines der Gesichter der schwulen neunziger
Jahre sein.
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