Die Stifte der Studenten flogen über das Papier. Ihre Augen waren abwechselnd auf die Zeichenblöcke vor ihnen
und auf den nackten Mann gerichtet, der auf einem kleinen Podest in ihrer Mitte
stand und hin und wieder seine Position wechselte. Konzentriert betrachteten
sie ihn und versuchten, seine Formen auf den weißen Bögen festzuhalten. Die
Akademie suchte regelmäßig gut gebaute Männer, die ihren Studenten Modell
standen, und der Bursche, den sie diesmal verpflichtet hatte, war ein besonders
hübsches Exemplar.
Das jedenfalls fand der junge Hochschüler, der als der
talentierteste im Kurs galt. Schwungvoll skizzierte er die runden Pobacken des
Modells und dachte daran, wie unerhört fest und warm sie sich noch vor Kurzem
in seinen Händen angefühlt hatten. Wie groß und hart sein Schwanz werden konnte. Er kannte den Kerl, der sich auf dem Podest
zur Schau stellte und in diesem Moment erneut eine andere Stellung einnahm. Er
hatte ihn auf einer Party kennen gelernt und anschließend eine wilde Nacht mit
ihm verbracht. Und dann noch eine. Und noch eine. Vielleicht würde aus dieser
Bekanntschaft sogar mehr werden als nur ein Fickverhältnis. Man war sich
sympathisch.
Unser junger Student war es auch gewesen, der seiner Partyaffäre den
Job als Modell an der Kunstakademie vermittelt hatte. Und hier stand dieser nun
und ließ seinen Adoniskörper dutzendfach zeichnerisch kopieren. Ihm gefiel es,
sich so zu präsentieren und mehr noch gefiel ihm die Aussicht auf das nahe Ende
der Stunde. Dann würde er sich seinen jungen Freund schnappen, der ihm über
seinen Zeichenblock hinweg ab und zu neckische Blicke zuwarf, und seinen Körper
nur noch ihm allein zeigen. Manchmal ist
Kunst eben Privatsache.
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