Wir machen heute einen Ausflug nach Liverpool. Die Stadt ist nicht nur Heimat der Beatles, sondern auch
Standort des Merseyside Maritime Museum, einem Seefahrtsmuseum also. Das wäre
nicht weiter interessant, wenn sich dieses Museum nicht auch einem ganz
besonderen Aspekt der maritimen Kultur widmen würde, nämlich dem Leben schwuler
Matrosen auf See. In der kleinen Sonderausstellung kann man erfahren, dass für
viele schwule Männer die Seefahrt in vergangenen Zeiten die einzige Möglichkeit
war, dem strengen und wenig liberalen gesellschaftlichen Klima in England zu
entfliehen und ihre Sexualität einigermaßen offen auszuleben. Der Hafen also
nicht nur als Tor zur Welt, sondern auch als Portal zur sexuellen Freiheit. Es
soll sogar Schiffsbesatzungen gegeben haben, die überwiegend aus schwulen Männern
bestanden habe. Auf den Schiffen galten eigene Regeln, und die waren vielfach offener
und toleranter als in der Heimat.
Natürlich weckt das sofort allerlei
schlüpfrige Fantasien - Orgien auf See, romantische Zärtlichkeiten in der Koje, autoritäre Züchtigungen des Kapitäns mit
heruntergelassener Hose. Nun ja, so war es natürlich auch nicht. Das Leben an
Deck war hart, bot aber eben doch auch die Möglichkeit zur Erfüllung bestimmter
Begierden. Und vielleicht hatten die Matrosen sogar in dem ein oder anderen
weit entfernten Hafen einen Liebsten, der allabendlich am Kai stand und sehnsuchtsvoll auf die
Rückkehr seines kräftigen Seebären wartete. Wer weiß, wer weiß.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen